UNTERSCHIEDLICHE PROZESSE FÜR UNTERSCHIEDLICHE KAROSSERIEN
In der Lackieranlage bei Magna werden neben 100%-Stahlblechkarosserien und 100%-Aluminiumkarosserien auch solche in Mischbauweise beschichtet. Zukünftige Herausforderungen liegen in der BEV-Architektur, wo speziell der Schwellerbereich besonders steif ausgelegt wird und verstärkt Gussteile integriert werden, um sowohl die Insassen als auch die unterflur eingebauten Batterien bei einem Crash optimal zu schützen. Die Mischbauweise aus unterschiedlichen Materialien wird somit noch komplexer. Das bedeutet, dass die Anforderungen sowohl für Vorbehandlung und KTL-Grundierung (Kathodische Tauchlackierung) als auch für den Trockner steigen und sich verändern; denn die Aufheiz- und Abkühlrampen müssen genau abgestimmt und kontrolliert werden, weil die Wärmedehnung der unterschiedlichen Metalle – Alu und Stahl – sowie die Karosseriebauverbindungen und Klebstoffe zu berücksichtigen sind.
LOSGRÖSSEN VON von 1 BIS 280000
Die Multi-OEM-Lackieranlage bei Magna ist nicht nur in der Lage, Großserienprodukte effizient und hochqualitativ zu beschichten. Die Flexibilität der Prozesse stellt auch eine gute Skalierbarkeit für den Fall stark schwankender Produktionsvolumina sicher. Die Fähigkeit, kleine Stückzahlen und Sonderserien abzuwickeln – bis herunter zur Losgröße 1, etwa die Lackierung von Prototypen – unterscheidet die Grazer Lackieranlage von rein auf die Serienproduktion ausgerichteten Anlagen beim Hersteller selbst. Für diese Aufgaben gibt es in der flexiblen Lackieranlage zahlreiche Bypass-Linien und Sonderarbeitsplätze, an denen spezifische Tätigkeiten ausgeführt werden können, ohne dass die Serienproduktion beeinflusst wird.
FLEX-DECKLACK-KONZEPT FÜR SONDER- UND KLEINSERIEN
In der Decklack-Station sorgt die Möglichkeit einer Sonderfarbzuführung dafür, dass auch kleine Losgrößen und Einzelstücke in Großserienqualität lackiert werden können. Außer den 25 Ringleitungen, in denen die Decklacke in den Standardfarben aus den üblichen 300-Liter-Containern bereitgehalten werden, gibt es die Zuführung von Sonderfarben in 25-Liter-Gebinden, den sogenannte Hobbocks. Damit lassen sich bis zu acht unterschiedliche Sonderfarben pro Stunde lackieren, ohne den Serienprozess zu stören. Dabei helfen bewegliche Reinigungskolben in den Leitungen – ein sogenanntes Molch-System –, den Lackverbrauch zu minimieren und Spülverluste gering zu halten.
Eine vorgelagerte Maskier-Station ermöglicht zusätzlich eine hohe Flexibilität bei Teilflächen- und Kontrastlackierungen, die individuelle Vorbereitung erfordern. Und auch bei der Finalisierung gibt es Variationsmöglichkeiten: Es können drei unterschiedliche Klarlacke appliziert werden – neben dem Standard-Klarlack eine kratzfestere Beschichtung und ein Matt-Klarlack, wie er immer häufiger nachgefragt wird.
BESTE FARBTREUE AUCH FÜR ANBAUTEILE BEI SONDEREDITIONEN
Für Sondereditionen können nicht nur Karosserien und Blechteile, sondern auch Kunststoffanbauteile in der gleichen Lackieranlage lackiert werden. Karosserie und Anbauteile werden dabei direkt hintereinander mit dem gleichen Farbsystem aus dem gleichen Hobbock beschichtet; so ist sichergestellt, dass Qualität und Farbabstimmung der Anbauteile optimal zur Karosserie passen. Die Kunststoffteile werden danach in einen 80-Grad-Trockenofen gefahren, um das Material nicht zu überlasten. Diese Methode führt gerade in Klein- und Sonderserien zu einer sehr guten Farbgleichheit und Color-Harmony. Bei Anbauteilen, die in einem separaten Lackierprozess behandelt werden, ist dies schwierig zu erreichen und für Klein- und Sonderserien praktisch nicht umsetzbar.
MAGNA ALS ONE-STOP-SHOP – ALLES AUS EINER HAND
Weil in der Business Unit Lack bei Magna eine sehr breite Wissensbasis zur Verfügung steht, können neue Produktlinien sehr schnell und für den Kunden bequem und kostengünstig integriert werden. Das Team der Lackiererei kann auf Experten und Fokus-Gruppen für Simultanes-Engineering, Anlagen- und Prozessplanung, Fahrzeugsteuerung, Betriebsmittelkonstruktion und -fertigung, Applikationsexperten und natürlich eine sehr erfahrene Produktionsmannschaft zurückgreifen, was den Integrationsprozess vereinfacht und verkürzt. Die breit gefächerte und umfassende Eigenkompetenz deckt den gesamten Produktentstehungsprozess ab – von der Konzeptentwicklung über die Serienentwicklung bis hin zu Anlauf und Serienproduktion.
MIT DEM MAGNA NET ZERO PROGRAMM GERÜSTET FÜR DIE ZUKUNFT
Bei der Herstellung eines Gesamtfahrzeugs fallen für den Bereich
Lackierung rund 70% der Energiekosten an. Insofern ist es eine große Herausforderung, auch diesen Produktionsbereich mit dem Magna NET ZERO Programm zu verbinden. Darin bekennt sich Magna zum Ziel, den gesamten Fertigungsprozess bis 2050 zu 100% nachhaltig zu gestalten. Zur Erreichung dieses Ziels im Bereich
Painted Body wurde bereits jetzt ein Transformationsprozess namens Paint Strategy 2.0 begonnen. Es wird Energietransparenz geschaffen, Energieeffizienz in den Anlagen gefördert und auf erneuerbare Energien schrittweise umgestellt. So wird die seit 30 Jahren betriebene Lackieranlage fit für die Zukunft – mit der Vision, gleichermaßen Flexibilität, Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit zu erreichen.