Man presenting numbers to investors

Wie Sie Angel-Investoren als Kapitalgeber für Ihr Fahrzeug-Startup gewinnen

 

Zwischen einer Vision und ihrer Umsetzung steht fast immer die Frage nach der Finanzierung. Insbesondere bei einem so großen Projekt wie der Fahrzeugentwicklung ist dies die erste und gleichzeitig herausforderndste Hürde. Denn für Neueinsteiger im Automobilmarkt ist es kaum möglich, den gesamten Prozess im Vorfeld zu finanzieren. Wer also die eigene Automobilvision auf den Markt bringen will, kommt auf der Suche nach geeigneten, in der Regel privaten Investor_innen nicht herum. Was allerdings geeignete Kapitalgeber ausmacht, hängt stark vom jeweiligen Projekt ab.

 

 

WIE WEIT KOMMT MAN MIT EINER FAHRZEUGVISION OHNE KAPITALGEBER?

Potenzielle Investor_innen erwarten sich von einem Startup ein Erfolg versprechendes, faktenbasiertes und zukunftsorientiertes Konzept zu dessen Vision. Dieses sollte umfassende Überlegungen zu den folgenden Punkten enthalten:

  • Geschäftsidee
  • Umsetzbarkeit
  • Zielmarkt
  • geplantes Produktionsvolumen
  • Preisgestaltung
  • Absatzmärkte
  • Geschäftsplan, der bereits vorhandene finanzielle Mittel darlegt

Doch schon für solch ein Konzept allein braucht es Geld. Was also, wenn selbst dieses nicht zur Verfügung steht und man im wahrsten Sinne des Wortes bei null beginnt? Eben darin liegt die allererste Hürde und einer der häufigsten Gründe dafür, dass viele ehrgeizige Ideen niemals die Köpfe ihrer Schöpfer_innen verlassen.

In solchen Fällen bietet sich Equity Crowdfunding als erste Geldquelle zur Überwindung dieser Hürde an. Obwohl sich Crowdfunding-Projekte grundsätzlich zur Erstfinanzierung eignen, sind sie im Vergleich zu „richtigen“ Investor_innen mit zahlreichen Nachteilen verbunden und deshalb kaum mehr als eine Zwischenlösung:

  1. Investor_innen entwickeln automatisch einen stärkeren persönlichen Bezug zu dem Projekt und engagieren sich dementsprechend stärker dafür als eine große Gruppe anonymer Geldgeber.
  2. Bei der Zusammenarbeit mit namhaften Investor_innen profitieren Startups auch von deren Reputation, was bei der Finanzierung durch eine große Summe anonymen Geldes nicht der Fall ist.
  3. Die Geschäftsidee sollte, um eine anonyme und heterogene Menschengruppe von sich zu überzeugen, so leicht verständlich wie möglich sein. Fahrzeugentwicklung ist jedoch alles andere als leicht verständlich.

Fazit: Equity Crowdfunding ist eine Möglichkeit, sich eine finanzielle Basis zu schaffen, kann aber ein so umfangreiches Projekt wie die Entwicklung eines Fahrzeuges allein nicht zum Abschluss bringen.

Bankkredite sind ebenso lediglich als Zwischenlösung zu sehen. Meist dienen sie nur dazu, die Suche nach den richtigen Investor_innen zu Beginn des Projektes zu verzögern, oder sie dienen nur als erste Finanzierungsbasis. Denn ein Bankkredit bedeutet Zinsen und in weiterer Folge möglicherweise große Schulden, vor allem für Kleinunternehmen und ganz besonders für Startups. Daher ist es fast immer klüger, Investor_innen zu finden, die sich als Geschäftspartner an dem Projekt beteiligen wollen

 

ANGEL-INVESTOREN SUCHEN NACH VIELVERSPRECHENDEN"(AD-)VENTURES"

Grundsätzlich sind der Suche nach Investor_innen keine Grenzen gesetzt: Jede_r mit dem nötigen Kapital zur Projektfinanzierung kommt als Investor_in infrage, sei es eine Investmentfirma, eine Risikokapitalgesellschaft oder Privatinvestor_innen ohne fachspezifisches Wissen. Es gibt einige private Kapitalgeber, die speziell kleine Unternehmen oder Startups mit großem Wachstumspotenzial finanzieren. Diese werden als Risikokapitalgeber oder Risikokapitalfirmen bezeichnet und machen meist den größten Teil des Investor_innen-Portfolios eines neuen Startups aus.

 

SUCHEN SIE EINEN ANGEL-INVESTOR FÜR IHR PROJEKT

 

Die Finanzierung ist zwar das Hauptziel bei der Suche nach Investor_innen, allerdings nicht der einzige Punkt, auf den ein Startup achten sollte. Als neue Akteure auf dem Automobilmarkt müssen Neueinsteiger nicht nur Geldmittel aufbringen, sondern auch erfahrene Partner gewinnen. Diese werden sie im Laufe des gesamten Projekts benötigen. Mit Kapitalgebern an ihrer Seite, die diesen Anforderungen entsprechen, können sie den Sprung in die Automobilwelt schaffen. Die Rede ist von sogenannten „Angel-Investor_innen“.

Dabei handelt es sich in der Regel um bereits anerkannte Akteure auf dem Automobilmarkt. Sie verfügen nicht nur über die entsprechenden Kenntnisse, sondern auch über ein etabliertes Netzwerk an Produktionspartnern, verschiedenen Lieferanten und anderen Privatinvestor_innen. Ähnlich wie Risikokapitalgeber finanzieren Angel-Investor_innen gezielt neue Akteure auf dem Fahrzeugmarkt, wenn diese eine vielversprechende Geschäftsidee haben.

Angel-Investor_innen sind im Gegensatz zu Risikokapitalgebern stark in den Entwicklungsprozess eingebunden. Die Finanzierung ist tatsächlich nur eine ihrer Hauptaufgaben innerhalb des Projekts. Darüber hinaus stellen sie auch bereits etablierte Netzwerke zur Verfügung und bringen ihre Erfahrung ein. Finanzierung und Knowhow sind die zwei wichtigsten Voraussetzungen in der Anfangsphase eines Automobilprojektes und Angel-Investor_innen für Startups daher von großem Vorteil. Es zahlt sich für Neueinsteiger also aus, Angel-Investor_innen für ihr Projekt zu finden.

 

 

WO FINDET MAN ANGEL-INVESTOREN?

 

Startups wenden sich bei der Suche nach Investor_innen in der Regel an Investmentbanken. Diese dienen insofern als Vermittler zwischen Investor_in und Sponsee, als sie einer Gruppe potenzieller Investor_innen das Pitch Deck des Startups präsentieren. Obwohl diese Methode unpersönlich erscheint, ist sie doch eine zuverlässige Alternative zur Investor_innensuche, die auf Basis eigener Beziehungen erfolgen muss. Demnach stellt die Kontaktaufnahme mit Investmentbanken einen guten ersten Schritt für Startups dar.

Die einfachste und weitaus effektivste Methode, um Investor_innen zu finden, ist letztendlich vor allem Networking. Branchenevents wie Automobilausstellungen, Fahrzeugmessen oder Konferenzen zu Mobilitätsthemen bieten sich gut dafür an. Hier können Marktneueinsteiger schnell ein großes Netzwerk an Personen aus der Branche aufbauen. Ein solches ist für jedes Startup, das in den Markt eintreten will, von entscheidender Bedeutung.

Drehscheiben, wie die eben genannten, bieten die besten Möglichkeiten, um in der Branche Fuß zu fassen, d. h. Produktionspartner, Lieferanten und natürlich Investor_innen zu finden. Wer in einem solchen Netzwerk einen positiven Eindruck hinterlässt, erleichtert nicht nur den eigenen Markteintritt, sondern macht diesen überhaupt erst möglich. Die Fähigkeit zum Networking ist Voraussetzung für den späteren Erfolg. Es kann also nicht oft genug betont werden: Das Knüpfen von Kontakten auf Veranstaltungen und Kongressen sollte für jedes Startup oberste Priorität haben:

 

 

SCHRITT FÜR SCHRITT ZUM ZIEL

Ein weitverbreiteter Irrglaube über Investor_innen ist, dass diese sich rein mittels Finanzierung an Projekten beteiligen, ansonsten aber passiv verhalten: Der Ablauf – Investor_innen finden, die eigene Idee präsentieren, Finanzierung erhalten und dann das Fahrzeug bauen, bevor man die Geldgeber bei der Serienreife wieder sieht – entspricht nicht ganz der Realität. Investor_innen mögen zwar in unterschiedlichem Maß an den Fortschritten des Fahrzeugs beteiligt sein, sie sind jedoch mit Sicherheit stark in den Projektablauf selbst eingebunden. Vernünftige Investor_innen halten ein Projekt, in das sie investieren, unter stetiger Beobachtung. Ganz besonders gilt das für Projekte von unbekannten Startups mit langer Entwicklungszeit, die auf einem hart umkämpften Markt veröffentlicht werden sollen. In anderen Worten: Egal wie überzeugend ein neues Fahrzeugkonzept klingt, kein_e Investor_in stellt blind eine gesamte Vorfinanzierung bereit. Im Gegenzug erwarten sich Investor_innen regelmäßige Updates über die Fortschritte des Projektes, um sicherzustellen, dass alles nach Plan verläuft. Marktneueinsteiger müssen sich daher auf regelmäßige Meetings und Projektpräsentationen zum Status quo einstellen, um den Geldfluss der Investor_innen aufrechtzuerhalten. Wer dazu nicht bereit oder in der Lage ist, wird früher oder später das Vertrauen der Investor_innen in sich und den Erfolg des Projekts verlieren.

 

 

AUSBLICK: VON DER GESCHÄFTSIDEE ZUM FUNDIERTEN BUSINESS CASE

 

In mancher Hinsicht ist die Suche nach Investor_innen ähnlich wie die Suche nach anderen Partnern zur Unterstützung der eigenen Fahrzeugvision. In beiden Fällen ist es wichtig, ein Gefühl von Zuverlässigkeit und Kompetenz zu vermitteln, aber auch in der Lage zu sein, bei einem potenziellen Partner Interesse und Leidenschaft zu wecken. Geeignete Investor_innen werden sich immer für ein Projekt engagieren, das über Gewinnspannen und Einnahmen hinausgeht.

Letzten Endes ist die Suche nach Investor_innen eine Suche nach Menschen, die zu dem Projekt passen. Sie müssen ein allgemeines Interesse an der Sache zeigen und werden sich genauso in den Entwicklungsprozess des Fahrzeugs einbringen wie andere Partner. Und das ist der Schlüssel: Investor_innen bauen zwar nicht das Auto, sind aber engagierte und involvierte Partner auf dem Weg der Umsetzung einer Fahrzeugvision.

Wie Sie Ihre Geschäftsidee in einen fundierten Business Case umsetzen, erfahren Sie im nächsten Artikel.

 

 

 

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Richard Smith

Richard Smith ist seit 2020 Vizepräsident für Finanzen von Magna Steyr. Nach seinem Einstieg bei Magna im Jahr 2004 war er später auch in leitenden Positionen im Bereich Finanzen und Controlling bei MI Developments Inc. und Canadian Apartment Properties Real Estate Investment Trust tätig. 

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