TDER WEG ZU IHRR FAHRZEUGPLATTFORM-STRATEGIE IN 4 SCHRITTEN
Schritt #1: Skizzieren Sie das komplette Fahrzeug
Um die Abmessungen einer Plattform ermitteln zu können, sollten Sie bereits ein klares Bild des zukünftigen Gesamtfahrzeuges haben. Die dazu benötigten Eckdaten leiten sich aus dem Business Case ab, der bereits in einem bestehenden Artikel besprochen wurde. Zu den wichtigsten Überlegungen gehören:
- Die Kernmerkmale des Fahrzeuges. Diese Merkmale haben alle späteren Fahrzeugmodelle gemeinsam. Mit der Auswahl der Kernmerkmale legt man gleichzeitig die Systeme und Komponenten der späteren Fahrzeugplattform fest.
- Die Anzahl der geplanten Fahrzeugvarianten. Hiermit bestimmt man nicht nur die Anzahl der späteren Variationen, sondern auch, wie lange die Plattform voraussichtlich auf dem Markt bleiben soll.
- Die Segmente, die das Fahrzeug abdecken soll, und die Preisgestaltung des Fahrzeuges. Dieser Faktor gibt die Richtung für den geforderten Grad an Modularität der Plattform an.
Kurzum: Das Erstellen eines anfänglichen Kundenmarktprofils (CMP – Customer Market Profile) ist das Wichtigste bei der Definition von Fahrzeugzielen. Das CMP entspricht den bisherigen Überlegungen und zeigt auf, was genau ein Fahrzeug leisten soll und für welchen Markt es gedacht ist.
Schritt #2: Fahrzeugziele und Funktionen festlegen
Bei der Planung des Gesamtfahrzeuges müssen zwei ineinandergreifende Eigenschaften klar definiert werden: Ziele und Funktionen.
Ziele (insbesondere Gesamtfahrzeugziele) umfassen alle Messgrößen und funktionalen Anforderungen, die ein Fahrzeug erfüllen muss – egal, ob diese empirisch messbar oder durch subjektive Wahrnehmung bewertbar sind. Beispiele für messbare Ziele sind eine Fünf-Sterne-Sicherheitsbewertung oder eine maximale Reichweite von 700 Kilometern; subjektive Ziele beziehen sich auf Aspekte wie den Fahrkomfort.
Funktionen umfassen hingegen alle Anforderungen des Kundenmarktes. Dabei kann es sich um Toter-Winkel- und Rückfahrkameras, integrierte Connectivity-/Infotainment-Funktionen oder ein Schiebedach handeln. Im Wesentlichen umfassen Funktionen jene Ausrüstung und Ausstattung, über die das endgültige Fahrzeug verfügen sollte.
Diese beiden Eigenschaften zusammen ergeben den Sollkatalog des Gesamtfahrzeuges und die Ausstattungsliste. Diese beiden Dokumente bilden später die Kernstücke des Funktionskonzeptes des Fahrzeuges. Innerhalb einer Funktionsstrategie werden alle mechatronischen (E/E-bezogenen) und mechanischen (systembezogenen) Funktionen des Fahrzeuges anhand der vom CMP geforderten möglichen Variantenvielfalt ermittelt. Wenn ein Fahrzeug beispielsweise nicht für die Freigabe in Großbritannien oder Japan vorgesehen ist, muss kein Linksverkehr berücksichtigt werden.
Schritt #3: Skizzieren Sie das Kernfahrzeug und seine Varianten
Auch wenn Plattform und Top-hat als zwei separate Einheiten betrachtet werden, lassen sich ihre einzelnen Komponenten während der weiteren Entwicklung nicht immer vollständig voneinander trennen. Daher muss sich das Projektteam für ein Kernfahrzeug entscheiden.
Das Kernfahrzeug ist das erste Fahrzeug, das entwickelt, produziert und auf den Markt gebracht wird. Damit bildet es das Herzstück der Entwicklung und ist das Basismodell für alle nachfolgenden Varianten. Auf diese Weise setzt es Maßstäbe für die Wahrnehmung der Plattform (und der gesamten Fahrzeugreihe) am Markt.
Schritt #4: Finden Sie eine passende (vorhandene) Basisplattform
Der letzte Schritt zur Finalisierung der Fahrzeugplattform-Strategie besteht darin, eine geeignete Plattform zu finden. Für Marktneueinsteiger_innen ist die gemeinsame Nutzung einer bereits vorhandenen Plattform mit einem anderen OEM eine gute Herangehensweise, um die Anschaffungskosten und die Markteinführungszeit zu minimieren.
Wenn das Kernfahrzeug fertig durchdacht, die Variationsbreite klar und die Lieferantenanforderungen und die Stückliste ausgearbeitet sind, kann der Markt nach vorhandenen Plattformen durchsucht werden, die den eigenen Anforderungen entsprechen. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie im vorherigen Artikel.
Weiters ist bei gemeinsam genutzten Plattformen der Aspekt der Modularität zu beachten. Moderne Fahrzeugplattformen sind viel anpassungsfähiger als noch vor wenigen Jahrzehnten – was bedeutet, dass die Kreativität des Fahrzeug-Herstellers nicht einschränkt ist. So kann sich dieser auf die Alleinstellungsmerkmale eines bestimmten Fahrzeuges zu konzentrieren.
Auch traditionelle OEMs nutzen Plattform-Sharing, wenn auch auf etwas andere Weise als Marktneueinsteiger_innen. Sie wählen entweder eine bestehende Plattform aus ihrem Portfolio aus oder sie konzipieren eine neue Inhouse-Plattform auf Basis ihrer bisherigen Fahrzeuge oder sie teilen sich in manchen Fällen auch eine Plattform mit einem anderen OEM. Unterm Strich ist Plattform-Sharing ein gängiger Weg, um ein Fahrzeug möglichst effizient auf den Markt zu bringen. Eine neue Plattform zu entwickeln, ist dagegen teurer – ermöglicht aber auch mehr Innovation.