Bauen Sie Ihr eigenes Auto - mit dem E-Auto-Startup-Guide für die Umsetzung Ihrer Vision
- Stefan Thanner
- Mai 03, 2022
- 7 Min. Lesezeit
Die Automobilindustrie war schon immer eine treibende Kraft hinter innovativen Ideen. Im Zuge der gegenwärtigen Marktentwicklungen hat insbesondere die Anzahl der EV-Startups (Electric Vehicle) rasant an Fahrt aufgenommen. Doch trotz der vielen Möglichkeiten der Fahrzeugentwicklung müssen sich neue E-Auto-Startups auf einen harten Kampf einstellen, um sich am Markt zu etablieren – insbesondere wenn sie versuchen, dies ohne erfahrene Partnerunternehmen zu bewerkstelligen. Folgender Guide soll auch als Checkliste für EV-Startups fungieren, um Ihre Vision auf Kurs zu halten.
Dieser Artikel umfasst die folgenden Themen:
Dieser Artikel besteht aus einem dreistufigen Leitfaden: von der Einrichtung und Validierung einer automobilen Produktvision und der dazu passenden Marke über die Erstellung einer Produktionsanlage bis hin zur Entscheidung, an welchem Standort man diese einrichten soll.
SCHRITT #1: ERSTELLUNG UND VALIDIEREN SIE IHRE FAHRZEUGVISION
Jetzt ist der beste Zeitpunkt für ein E-Auto-Startup, um in den Markt einzusteigen. EVs sind bereits in mehreren Nischen des Automobilmarktes vertreten und werden wahrscheinlich in den nächsten 15 bis 25 Jahren die dominierende Form des Individualverkehrs darstellen.
Das neue Klimabewusstsein hat die Kundschaft, Fachkräfte im Bereich Entwicklung und Regierungen auf der ganzen Welt zur Umstellung auf elektrische Antriebssysteme motiviert. Bis 2030 werden 35 % der weltweit verkauften Automobile elektrisch betrieben sein. Speziell Europa und China (die größten EV-Märkte ab 2022) streben an, bis 2050 bzw. 2060 Netto-Null-Treibhausgas-Emissionen zu erreichen. Kurz gesagt, hat der EV-Markt enormes Wachstumspotential – und jetzt ist die ideale Zeit, um einzusteigen!
Zielmarkt Ihres E-Auto-Startups
Wie kann der richtige Markt für ein EV-Startup ausgewählt werden? Hier sind die wichtigsten Faktoren, die es im Zuge der Marktstudie zu berücksichtigen gilt:
- Welche Nische bedient das Fahrzeug?
- Welchen Hauptnutzen bietet es? Warum sollte die Kundschaft das Fahrzeug in Betracht ziehen?
- Wie groß ist der Zielmarkt?
- Welche Klientel würde das Fahrzeug am ehesten kaufen? Was sagen die demografischen und psychografischen Daten aus?
- Was verlangt die Kundschaft? Stimmen ihre Wünsche mit den Eigenschaften des Fahrzeuges überein?
- Wie ist der Wettbewerb im Zielmarkt? Welche Vorteile bietet das Fahrzeug und für welches Publikum?
- Zu welchem Preis kann man das Fahrzeug voraussichtlich verkaufen?
Nach der Durchführung der Marktstudie besteht der nächste Schritt darin, sicherzustellen, dass sie auch mit den Anforderungen des Marktes übereinstimmt. Denn die Definition einer bestimmten Zielgruppe ist nur dann sinnvoll, wenn diese bereit und finanziell in der Lage ist, das Fahrzeug zu kaufen.
Die Validierung der Ergebnisse der Marktstudie erfordert Einblicke sowohl in die Marktrealität als auch in die technischen Besonderheiten des Automobilbaus, weshalb der nächste Schritt am besten zusammen mit einem erfahrenen Partnerunternehmen erfolgt.
Machbarkeitsstudie
Auch für jedes E-Auto-Startup gilt: Eine erste Validierung des Fahrzeugprojektes erfolgt in der sogenannten Machbarkeitsphase. In dieser Phase erstellt man einen groben Markt- und Produktüberblick: Was braucht das Fahrzeug in Bezug auf Material, Aufbau, Styling und Ausstattung? Und spiegeln diese Faktoren die Anforderungen des Zielmarktes wider?
Darüber hinaus legt man in dieser Phase auch den genauen Projektablauf fest. Außerdem werden Strategien für Entwicklung, Produktion, Lieferung, Vertrieb und After Sales skizziert sowie mögliche Konflikte bewertet. Die Machbarkeitsstudie entsteht daher am besten in Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Partnerunternehmen aus der Industrie. Denn es erfordert ein hohes Maß an Knowhow über die Automobilwelt, um vernünftige Schätzungen über Zeit-, Ressourcen- und Finanzbedarf sowie technische Anforderungen an das Gesamtfahrzeug, den Markt und das Setup der Produktionsanlage zu erstellen.
Branding und Marketing
Marketing und Branding sind jedoch ebenso wichtig wie ein durchdachtes Entwicklungskonzept, um einen erfolgreichen Markteintritt zu garantieren. Ein E-Auto-Startup sollte eine klare Markenstrategie aufstellen, um seinen Ideen eine erkennbare Identität zu geben. Vorzugsweise sollte dieser Schritt eher früher als später im Entwicklungsprozess geschehen. Storytelling ist dabei der beste Weg, nicht nur die Kundschaft, sondern auch Journalist_innen, potenzielle Partner und vor allem zukünftige Investierende zu überzeugen.
Besonderes Augenmerk sollte man auch auf die Premierenveranstaltung legen. Es ist am besten, die Enthüllung der Marke so gründlich wie möglich zu planen und danach zu streben, die vollständige Kontrolle über dieses Ereignis zu behalten. Idealerweise erreicht man dies durch eine private Veranstaltung. Auf diese Weise lassen sich Location, Timing, Gäste und die eigentliche Enthüllung der Marke uneingeschränkt planen. Die eindrucksvollste und emotionalste Art, die Vision zu präsentieren, ist und bleibt eine greifbare physische 3D-Version – also ein Showcar.
Investierende sichern
Wie im vorherigen Abschnitt bereits kurz erwähnt, sind Investierende essenzieller Bestandteil für jedes Startup. Die Finanzierung eines Automobilprojektes ist eine der größten Herausforderungen, die speziell in der frühen Ideen- und Machbarkeitsphase eines Fahrzeugprojektes auftauchen.
Geeignete Investierende zu finden und für das Projekt zu gewinnen, ist daher für jeden Marktneueinsteiger notwendig. Umso besser, wenn diese Investierenden persönliche Erfahrungen aus der Automobilindustrie mitbringen. Obwohl nicht alle gleichermaßen in das Projekt involviert sein wollen, ist es erforderlich, das Interesse und die Überzeugung der Investierenden am Erfolg des Projektes aufrechtzuerhalten. Und dies erfordert ein gutes Geschäftsportfolio sowie eine ständige Vernetzung und Kommunikation danach.
Business Case erstellen
Abschließend vereint man alle bisher bewerteten und berücksichtigten Aspekte im Business Case. Der Business Case fasst zusammen, wie der Markt derzeit aussieht, wie sich das Fahrzeug darin etablieren wird, welche Anforderungen an Ressourcen und Finanzen dafür erforderlich sind und wie die Realisierung des Projektes einen Gewinn für alle beteiligten Geschäftsparteien bringt. Ein guter Business Case basiert auf einem bestimmten Produktionsvolumen und beinhaltet verschiedene Szenarien sowie daraus abgeleitete Schätzungen.
SCHRITT #2: WIE DIE AUTOMOBILFABRIK AUSSEHEN MUSS
Der erste Schritt unseres E-Auto-Startup-Guides hat sich hauptsächlich auf die automobile Vision fokussiert. Im nächsten Schritt geht es nun um die Produktion, genauer gesagt, um die Automobilfabrik. Denn bei der Einrichtung einer Fahrzeugproduktion dreht sich alles um die erforderlichen Komponenten der Fahrzeugplattform. Das bedeutet, dass es für die richtige Einrichtung einer Produktionsanlage zunächst die nachfolgenden Parameter festzulegen gilt.
Produktionsvolumen bestimmen
Die erste Frage ist einfach: Wie viele Autos soll die Fabrik produzieren? Diese Zahl ist wohl die wichtigste des Gesamtfahrzeugprojektes, da sie der Schlüssel zur Gewährleistung maximaler Effizienz und damit des finanziellen Erfolges ist.
Produktionsmenge
Es gibt zahlreiche Faktoren, die das ideale Produktionsvolumen bestimmen. Erstens spielen die Größe und das Wachstum des Zielmarktes eine Rolle, und zweitens, wie viele Wettbewerber es bereits auf diesem Markt gibt.
Dies gibt neuen Marktteilnehmern Benchmarks sowohl für den UVP (unverbindlichen Verkaufspreis) als auch für die Funktionen des E-Autos. Weiters bekommen sie die Möglichkeit, ihren potenziellen Marktanteil im Laufe der Jahre einzuschätzen. Aus diesen Kennzahlen lassen sich Größe, Wachstum und Marktanteil – eine jährliche Verkaufszahl sowie anschließend ein Produktionsvolumen – ableiten.
Aber warum genau ist das Produktionsvolumen so wichtig? Der offensichtliche Grund ist, dass die Produktion von mehr Autos auch mehr Material, Zeit und Arbeitskraft erfordert. Höhere Produktionsmengen erleichtern jedoch den Aufbau eines Versorgungsnetzes. Zulieferbetriebe sind deswegen eher bereit, mit einem Marktneueinsteiger zu kooperieren, wenn sie selbst ein höheres Produktionsvolumen planen. Ist der Bedarf hoch genug, können sie sogar eigene Produktionsstätten am Produktionsstandort des Startups ansiedeln, um Transportkosten zu reduzieren.
Automatisierungsgrad
Zudem verändert ein höheres Produktionsvolumen auch den im Anlagenaufbau implementierten Automatisierungsgrad. Bei höheren Produktionsvolumina werden mehr Arbeitsschritte von Industrierobotern statt durch Handarbeit erledigt.
Der große Vorteil automatisierter Anlagen ist natürlich ihre Produktivität, da sie größere Mengen schneller produzieren können. Bei maximaler Automatisierung sind bis zu 60 Einheiten pro Stunde möglich. Eine solche Produktionsgeschwindigkeit macht in der Praxis jedoch nur bei sehr hohen Produktionsmengen Sinn und ist daher für E-Auto-Startups weniger relevant.
Zudem erfordert ein höherer Automatisierungsgrad eine stärkere Verkettung der Produktionslinie. Dies bedeutet, dass mehrere Produktionsschritte hintereinander möglich sind, ohne einen Transport des Materials zwischen den Schritten zu erfordern. Dies macht die Produktion wesentlich effizienter, verringert jedoch die Palette der Fahrzeuge, die im Werk gebaut werden können. Wenn die Produktionsmengen ohnehin gering sind, ist es in der Regel sinnvoller, auf Differenzierung statt auf Effizienz zu setzen. Auf diese Weise kann man dafür mehr Fahrzeugserien im selben Werk bauen.
Bestimmte Aufgaben sind allerdings reine Roboterarbeit – auch bei sehr geringer Stückzahl. Beispielsweise wird die Rohkarosse des Fahrzeuges aufgrund der anspruchsvollen und komplexen Aufgaben sowie der notwendigen Präzision meist von Industrierobotern montiert.
Wie viele Fahrzeuge sollten Sie also einplanen?
Viele Marktneueinsteiger haben verständlicherweise Schwierigkeiten, sich für ein konkretes Produktionsvolumen zu entscheiden. Leider gibt es keine Einheitslösung, sodass wir keine allgemeingültigen Empfehlungen geben können.
Grundsätzlich legt Magna die Grenze zwischen niedrigen/mittleren und hohen Produktionsmengen bei 100.000 Fahrzeugen pro Jahr fest. Diese Zahl wäre für einen etablierten OEM recht klein, ist aber dennoch groß genug, um einen weitgehend automatisierten Werksaufbau zu ermöglichen. Aber auch dies ist keine Empfehlung, da das ideale Produktionsvolumen stark vom jeweiligen Business Case abhängt. Für bestimmte Zwecke sind auch kleinere Produktionsvolumen sinnvoll.
Greenfield vs. Brownfield
Nachdem man das Produktionsvolumen erfolgreich definiert hat, geht es im nächsten Schritt darum, die Produktionsanlage selbst zu beschaffen. Dafür gibt es zwei etablierte Ansätze:
- der Greenfield-Ansatz, auch bekannt als Bau einer komplett neuen Produktionsstätte von Grund auf
- der Brownfield-Ansatz, auch bekannt als Anpassung einer bestehenden Produktionsstätte an die Bedürfnisse des E-Auto-Startups
Zusammenfassend lässt sich sagen: Greenfield gewährt die volle Kontrolle über das Layout, die Belegschaft, Technologien, Nachhaltigkeitsmaßnahmen usw. der Anlage. Brownfield hingegen mildert die meisten gesetzlichen Rahmenbedingungen, erfordert wenig Produktionsanlauf und hat eine erfahrenere Belegschaft. Eine bestehende Anlage zu kaufen, ist meist billiger, als sie von Grund auf neu zu bauen.
Welches Modell eignet sich besser für E-Auto-Startups?
Für Marktneueinsteiger ist der Brownfield-Ansatz in der Regel der richtige Weg, da die Vorteile aus Sicht eines Startups die Nachteile bei Weitem überwiegen. Tatsächlich beginnen die meisten Fahrzeugneulinge mit Brownfield und bauen erst nach mehreren Jahren im Gewerbe eine eigene Greenfield-Anlage.
Angesichts der Einschränkungen eines EV-Startups bietet Brownfield daher die praktikablere Option in Bezug auf die TTM (Time-to-Market), die Kosten und den Anlauf sowie bei Bedarf ein ausreichendes Maß an Anpassung. Im Gegensatz dazu sind die Vorteile von Greenfield für größere Produktionsmengen interessanter, was sie jedoch insgesamt weniger attraktiv für EV-Startups macht.
SCHRITT #3: WÄHLEN SIE DEN PRODUKTIONSSTANDORT FÜR IHR E-AUTO-STARTUP
Sobald die Produktvision definiert und validiert, ihre Bedingungen beschrieben und der Aufbau der Produktionsanlage skizziert wurden, ist es an der Zeit, mit dem eigentlichen Standortauswahlprozess fortzufahren.
Einflussfaktoren der Standortentscheidung
Die Wahl des geeigneten Produktionsstandortes wirft eine Reihe von Fragen auf:
In welchem Land produzieren
Die erste Entscheidung ist, in welcher Region das Fahrzeug produziert werden soll. Dieser Standort deckt sich nicht immer mit dem des Zielmarktes des Fahrzeuges, aber generell empfiehlt es sich, zumindest Teile der kompletten Fahrzeugproduktion im Zielmarkt anzusiedeln. So lassen sich Transport- und Importkosten minimieren.
In jedem Fall ändern sich je nach Land, in dem sich der Standort befindet, die Zeit- und Kostenbedingungen des Projektes erheblich. Denn jedes Land hat seine eigenen Genehmigungen, Gesetze, Steuern, Förderprogramme und Nachhaltigkeitsrichtlinien, die zusammen die Bauzeit der Fabrik beeinflussen.
Wenn beispielsweise in den USA ein neuer Standort erfordert, Feuchtgebiete trockenzulegen, muss das Unternehmen an anderer Stelle ein gleich großes Feuchtgebiet ausheben. Darüber hinaus sind Luftgenehmigungen erforderlich, die alle Luftverschmutzungsaktivitäten der zukünftigen Fabrik dokumentieren. Für deren Erwerb allein muss man minimal sechs Monate einplanen.
Welche Bedingungen erfordert ein Standort?
Neben den rechtlichen Rahmenbedingungen spielen noch einige andere Faktoren in der Auswahl eines Produktionsstandortes für ein E-Auto-Startup eine Rolle:
- Wie belastbar ist die Lieferkette? Gibt es in der Nähe einen bestehenden Lieferantenstamm? Wie zugänglich sind Bahnlinien, Häfen etc.?
- Wie häufig treten Naturkatastrophen wie Erdbeben, Küstenüberschwemmungen oder extreme Wetterbedingungen auf?
- Wie wirtschaftsfreundlich ist die Region? Sind Genehmigungen einfacher zu bekommen? Gibt es Ausbildungszentren oder Kooperationen mit Hochschulen? Ist die Region Teil einer Freihandelszone?
- Sind (erneuerbare) Energiequellen leicht verfügbar?
- Wie kann man lokale Arbeitskräfte anwerben? Welche Arbeitsbedingungen, Leistungen (z. B. Kinderbetreuung) erwarten sie? Wie hoch sind die Lebenshaltungskosten in der Region?
Was macht einen geeigneten Standort aus?
Neben den Standortbedingungen sind auch die Standorteigenschaften selbst zu berücksichtigen.
- Masterplan: Welche Dimensionen hat die Fabrik? Wie sehen ihre Blaupausen aus?
- Infrastruktur: Wie kann man den Standort mit Wasser, Energie etc. versorgen? Wie kann man ihn an bestehende Straßen, Eisenbahnlinien, Häfen etc. anbinden?
- Lieferkette: Wie sieht die Lieferantenlandschaft aus? Wie nah sind Kernlieferanten? Wie viele Anbieter gibt es?
- Wettbewerb: Welche bestehenden Hersteller gibt es in der Nähe des Standortes? Sind sie eine potenzielle Bedrohung in Bezug auf Lieferanten, Arbeitskräfte usw.?
- Zeitplan: Wie lange dauert es, alle erforderlichen Genehmigungen zu erhalten? Wie lange dauern Zoneneinteilung, Bau und Anlauf?
- Grüne Fabrik: Wie nachhaltig ist die Fabrik? Zu welchem Grad kann man sie mit grüner Energie betreiben? Wie kann man die Umweltverschmutzung minimieren?
- Personen/Organisation: Welche Fähigkeiten werden benötigt? Aus wie vielen Personen soll die Belegschaft bestehen? Wie sollen sie ausgebildet werden?
Das ist natürlich nur ein kurzer Abriss des Standortauswahlprozesses. Wenn Sie an einem detaillierteren Einblick in die wichtige Frage des idealen Produktionsstandortes für ein E-Auto-Startup interessiert sind, empfehlen wir Ihnen, unsere „Checkliste für Ihren EV-Produktionsstandort“ herunterzuladen. Dort erfahren Sie mehr über die vielen Kriterien, die bei der Auswahl des Produktionsstandortes eine Rolle spielen. Die Checkliste können Sie hier herunterladen.
Download Checkliste für Ihren Produktionsstandort:
ENTWICKLUNGS-/PRODUKTIONSPARTNER - JA ODER NEIN?
Fassen wir die drei bisher erfolgten Schritte kurz zusammen:
- Zunächst muss man die automobile Vision selbst definieren und validieren. Dazu gehört, einen Zielmarkt zu finden und zu analysieren, dann seine Bedingungen und Bedürfnisse mit den Eigenschaften des Fahrzeuges zu vergleichen und daraus einen Business Case aufzustellen.
- Als nächstes legt man den Aufbau der Produktionsanlage fest. Hier stellt sich vor allem die Frage, welches Produktionsvolumen gewählt wird und ob in einer vollkommen neuen Anlage oder einer bereits bestehenden produziert wird.
- Abschließend wählt man den Produktionsstandort aus. Dieser Schritt umfasst das Finden und Bewerten eines geeigneten Produktionsstandortes sowie das Abbilden der Details des Baus, des Anlaufes und der Instandhaltung des Standortes.
Keiner dieser drei Schritte ist leicht zu bewältigen – schon gar nicht für ein E-Auto-Startup. Denn wenn eine automobile Vision das Reißbrett verlässt, wird sie Hunderten von kleinen und großen Bewertungen, Prüfungen, Analysen und Diskussionen unterzogen – lange bevor praktische Konzeptarbeit geleistet wird.
Eine Anlage zu errichten und danach richtig zum Laufen zu bringen, erfordert ebenfalls eine mehrjährige Planung, Finanzierung und Prozessabbildung. Die für ein solches Unterfangen erforderlichen Fähigkeiten reichen von automobiler Erfahrung über juristisches Wissen bis hin zur Expertise im Personalwesen. All dies allein zu bewältigen, ist eine gigantische Aufgabe – und möglicherweise nicht der beste Weg zur Umsetzung Ihrer Vision.
Daher zahlt es sich kurz- und langfristig aus, einen etablierten Entwicklungs-/Produktionspartner wie Magna zu wählen, der Sie auf diesem Weg unterstützt.
Knowhow & Entwicklung im Automobilbereich
Mit über 100 Jahren Erfahrung im Automobilbau weiß Magna, wie man Autos herstellt. Wir blicken stolz auf ein Jahrhundert zurück, in dem wir innovative und effiziente Lösungen für die Automobilplanung und -entwicklung gefunden haben. Darüber hinaus gewährt uns unser langjähriges Knowhow die notwendigen Einblicke, wie innovative Ideen am besten umgesetzt werden können.
Projektabläufe, Methoden & Standards
Die schiere Anzahl an Prozessen, Methoden und Standards, die ein neues Automobilwerk vor dem SOP (Start of Production) benötigt, erschwert es Neueinsteigern erheblich, in einer angemessenen Zeitspanne in den Markt einzutreten. Eine Kooperation mit Magna beschleunigt das gesamte Unterfangen deutlich, da wir bereits über eine bewährte Prozesslandschaft verfügen, die sich leicht an die Gegebenheiten eines neuen Standortes anpassen lässt.
Standortwahl
Magna kann Brownfield-Standorte in Europa und China sowie einen Greenfield-Standort in Mitteleuropa bereitstellen. So können Neueinsteiger mehrere zeitaufwendige Rechtsangelegenheiten umgehen. Wird ein vollkommen anderer Standort bevorzugt, bietet unser Service auch wertvolle Hilfestellung bei der Abwicklung rechtlicher Angelegenheiten und der Erstellung einer fachgerechten Bauplanung.
Produktionsanlauf und Einführungsrisiko
Produkt, Prozess, Belegschaft, Teile – das sind die Hauptkonflikte, die es zu lösen gilt, um einen fehlerfreien SOP zu gewährleisten. Unsere Einführungsprozesse sind perfekt auf diese Konflikte ausgerichtet. Daher können wir neben den vier oben genannten Strategien zur Produktvalidierung und Etablierung von Prozesslandschaften auch bewährte Konzepte für den Aufbau, die Schulung und den Erhalt einer professionellen Belegschaft anbieten. Und schließlich bietet unser Netzwerk aus Partner- und Lieferantenunternehmen sowie unsere eigene Erfahrung in Logistik ein solides Wertschöpfungsnetzwerk, in dem Sie erfolgreich sein können.
Ist ein Entwicklungs-/Produktionspartner für mein Projekt finanzierbar?
Es ist eine berechtigte Sorge, dass bei all den Aufgaben und Prozessen eines neuen E-Auto-Startups die Integration eines Partners die finanziellen Reserven strapazieren kann. Es ist jedoch wichtig zu bedenken, dass man einen Partner wie Magna nicht an den Kosten allein messen sollte. Schließlich können wir unsere vielfältigen Erfahrungen, unser Wertschöpfungsnetzwerk und unsere Verbindungen in den Mix einbringen. Dabei handelt es sich durchaus um reale Vermögenswerte, deren Aufbau viel Zeit und Erfahrung erfordert.
Ein etablierter Name hinter einem Projekt wird die Suche nach Investierenden und Zulieferbetrieben deutlich erleichtern. Da viele Partnerunternehmen davor zurückschrecken, Industrieneulinge zu unterstützen, erleichtert eine Partnerschaft mit einer alteingesessenen Marke das Onboarding.
Vor allem aber verhindert ein Produktionspartner, dass der Neueinsteiger auf seinem Weg in den EV-Markt in viele Fallstricke gerät. Im Fall von Magna erhält ein E-Auto-Startup Zugriff auf ein Jahrhundert an automobiler Erfahrung. Egal ob in Bezug auf das Produkt selbst, den Produktionsstandort oder das Wertschöpfungsnetzwerk – Magna bietet wertvolle Unterstützung, Beratung und Ressourcen, die neuen Unternehmen dabei helfen, schneller und effizienter auf den Markt zu kommen.
FAZIT: BLICK ÜBER DIE PLANUNGSPHASE HINAUS
Wir haben eine klare automobile Vision mit definiertem Markt erarbeitet, Ziele gesetzt und Fragen geklärt, wer finanziert und baut sowie wie und wo gebaut wird. Die Entscheidungen sind gefallen. Jetzt muss das Ganze nur noch aufgebaut werden, richtig?
Unglücklicherweise nicht. Planung ist eine Sache, aber um eine automobile Vision auf die Straßen und in die Werkstätten Ihres Zielmarktes zu bringen, sind Vorführungen, Diskussionen, Aufgaben, Meilensteine und Details in unvorstellbarem Ausmaß erforderlich. Die Realisierung eines Automobilprojektes erfordert Tausende von Händen und Köpfen, Jahre an Zeit und Milliarden Euro, die allesamt unter einer Vision vereint sind. Und selbst dann gibt es immer noch eine Vielzahl von Faktoren und potenziellen Rückschlägen, die selbst die beste Planung nicht angemessen berücksichtigen kann.
Bedeutet dies, dass Ihre E-Auto-Startup-Bemühungen vergeblich sind? Es ist nicht zu leugnen, dass der Weg vor uns ein harter wird. Aber gleichzeitig gehört die Transport- und Automobilindustrie zu den dynamischsten Branchen unserer Zeit, und das Aufkommen von Elektrofahrzeugen hat neue Chancen für neue Ideen, Innovationen und Inspirationen gebracht. Wenn Ihre Planung also solide, Ihre Denkweise offen für alte und neue Wege ist und Ihre Partner engagiert und kompetent sind, dann haben Sie bereits die richtige Richtung zur Realisierung Ihres eigenen automotiven EV-Startups eingeschlagen!
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Stefan Thanner
Stefan Thanner ist seit Jänner 2021 Director Manufacturing Strategy bei Magna Steyr. Er kam 2001 als Assistent des Produktionsleiters zu Magna. Nach sechs Jahren bei Magna Powertrain (2008 bis 2014) kehrte er zu Magna Steyr zurück und ist seitdem im Bereich Fertigung/Technik/Logistik tätig. Er hat einen Abschluss in Maschinenbau und Betriebswirtschaftslehre.
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