Beim Übergang von der Konzeptentwicklung zur Produktion werden im Wesentlichen alle Komponenten der zukünftigen Zweigstellen hinter dem Automotive-Projekt aufgebaut. Eine Niederlassung beschäftigt in der Regel Hunderte von Mitarbeiter_innen mit unterschiedlichen Fähigkeiten, die alle eingestellt, geschult und gehalten werden müssen.
Dabei ist zu beachten, dass die meisten dieser Komponenten direkt mit den Produktionsanlagen des Fahrzeugs verbunden sind. Das bedeutet, dass Marktneueinsteiger ihren Zeit- und Kostenaufwand für den Produktionsanlauf reduzieren können, wenn sie sich für die Zusammenarbeit mit einem Lohnfertiger entscheiden. Wie stark diese Aufwände bei einer Partnerschaft letztendlich reduziert werden, hängt vom Umfang der Zusammenarbeit ab. Weitere Informationen zu den Vorteilen der Auftragsfertigung finden Sie unter „Die Vorteile der Zusammenarbeit mit einem Fertigungspartner bei der Elektroauto-Produktion“.
Warum Projekte schon in der Entwicklungsphase scheitern
Während der Entwicklungsphase erleben Startups den größten einmaligen Anstieg von Kosten, Komplexität und Größe. Dementsprechend vorsichtig sollten sie bei ihrer Vorbereitung auf die Serienproduktion sein, um einen möglichst reibungslosen Start zu gewährleisten.
Projekte können in dieser Phase aus gleich mehreren Gründen scheitern:
- aufgrund von erschöpften Ressourcen
- wegen vorangegangener Fehleinschätzungen
- wegen eines plötzlichen Teamwechsels
- durch einen Vertrauensverlust seitens der Investor_innen oder Lieferanten und deren daraus resultierendem Rückzug aus dem Projekt
Daher sollten Marktneueinsteiger eine umfassende und flexible Projektstrategie und ein verlässliches Kernteam entwickeln, um diese kritische Phase zu meistern. Wenn nämlich die notwendige Infrastruktur für die Fahrzeugproduktion einmal aufgebaut ist und die Inbetriebnahme begonnen hat, bleiben Größe und Komplexität des Projekts relativ stabil. An diesem Punkt konzentrieren sich Neueinsteiger darauf, die Fahrzeugentwicklung abzuschließen und den Produktionsstart vorzubereiten.
ZUSAMMENFASSUNG
Die Ausbildung einer Organisationsstruktur bei der Fahrzeugentwicklung erfolgt nicht sukzessive. Ganz im Gegenteil sehen sich Marktneueinsteiger mit einer enormen Komplexitätszunahme in sämtlichen Bereichen konfrontiert:
- Der erste Sprung erfolgt typischerweise zu Beginn des Projekts, d. h. bei der Bildung des Kernteams, bei der Bestimmung der Investor_innen, Vertragshersteller und Schlüssellieferanten und schließlich bei der Validierung der Fahrzeugvision selbst.
- Der zweite Sprung findet eher von der Konzeptentwicklungs- zur Entwicklungsphase statt. Die Entwicklungsphase beinhaltet den Aufbau der kompletten Produktionsumgebung des Fahrzeuges. In dieser Phase werden Lieferanten gesichtet, Produktionsstätten aufgebaut sowie Projekt- und Produktionsprozesse eingeleitet. Diese Phase erfordert erhebliche Einmalkosten sowie Zeit, Engagement und die Kommunikationsfähigkeit des Kernteams. Das ist auch der Grund, warum viele Marktneueinsteiger in genau dieser Phase ins Stolpern geraten. Lesen Sie mehr dazu in unserem Artikel „5 Herausforderungen, denen sich jedes Startup in der Automobilindustrie stellen muss“.
Ab dem Zeitpunkt jedoch, an dem das Fahrzeug in Serie geht, erfolgen meist keine weiteren grundlegenden Änderungen in der Projektorganisation. Da die meisten anderen Prozesse an diesem Punkt schon in Gang sind, können sich Marktneueinsteiger vermehrt darauf konzentrieren, eine funktionierende Serienfertigung sicherzustellen. Sofern also keine unerwarteten schwerwiegenden Störungen auftreten, sollte ab dieser Phase ein bestimmter Grad an Entlastung hinsichtlich vorhandener Hürden eintreten. Genaue Prognosen sind diesbezüglich zu Beginn eines Fahrzeugprojekts allerdings noch nicht möglich.